Fahrzeuge für Chemnitzer Modell entstehen in Spanien

Zweisystem-Fahrzeuge des Chemnitzer Modells entstehen in „Baukastenweise“

Seit diesem Frühjahr werden in Spanien Zweisystemfahrzeuge für Chemnitz gebaut. In der vergangenen Woche konnte sich Mathias Korda, Geschäftsbereichsleiter Verkehr/Infrastruktur beim Verkehrsverbund Mittelsachsen (VMS), vor Ort in Valencia über den Baustand informieren.
Die acht bestellten Fahrzeuge mit einem Auftragsvolumen von 42,3 Mio. Euro gehören zur „Citylink“- Familie von Vossloh und wurden konstruktiv speziell auf die Anforderungen für den Einsatz auf den Strecken des Chemnitzer Modells angepasst. Viele Details der Ausstattung wurden gemeinsam mit dem Hersteller, der Chemnitzer Verkehrs-Aktiengesellschaft, der City-Bahn Chemnitz GmbH und dem VMS-Behindertenbeirat erarbeitet und festgelegt.
Die Fahrzeuge sind auf eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h ausgelegt, die 37 Meter langen klimatisierten Zweirichtungsfahrzeuge werden 94 Sitzplätze haben.
Jeder Zug besteht aus fünf Teilen: Zwei Kopfteilen und drei Wagenteilen. Diese Stahlkästen werden einzeln gefertigt, mit dem kompletten Innenausbau versehen und anschließend miteinander verbunden. Der ersten beiden Züge sind im Rohbau. Die Stahlkästen des ersten „Citylink Chemnitz“ sind bereits komplett. Die einzelnen Wagenteile waren am 15. Juli 2014 dabei noch in verschiedenen Stadien auf dem Weg zum Komplettzug. Ein Wagenteil des ersten Fahrzeuges ist bereits lackiert, der Mittelwagen ist grundiert, das dritte (hintere) Wagenteil und die Kopfteile werden gerade gestrahlt und damit auf die Lackierung vorbereitet. Noch ist in den Wagenkästen keine Technik, auch Türen und Scheiben fehlen noch. Trotzdem: „Man erkennt schon unser Chemnitzer Modell-Design, es fehlen nur noch die roten Streifen, die werden später noch aufgeklebt“ berichtet Mathias Korda aus der spanischen Fertigungshalle. Damit nicht nur alle farblichen Gestaltungselemente dort angebracht werden, wo sie vom VMS vorgesehen sind, sondern auch die technischen Parameter eingehalten werden, gibt es an vielen Arbeitsplätzen Zeichnungen mit dem kurzen Namen „Chemnitz“. Beim jetzt folgenden Innenausbau werden die Fachleute in Valencia oft auf die Konstruktionspläne schauen. Dämmung, Fußboden, Kabel, Rohre, Beleuchtung, Sitze, Fenster, Türen, Haltestangen, Toilette, Klimaanlage, Lüftung, Heizung, Elektronik – alles wird in den nächsten Monaten den richtigen Platz in den Wagenkästen finden. Auch am 2. Zug wird schon fleißig gebaut. In der vergangenen Woche war der Mittelwagen im Rohbau fertig, die übrigen Teile wurden geschweißt.
Im Sommer 2015 soll das erste Zweisystemfahrzeug des Chemnitzer Modells auf den Chemnitzer Schienen und den Gleisen im Umland seine Testfahrten absolvieren. „Bisher funktioniert die Zusammenarbeit mit den Technikern von Vossloh in Spanien und in Deutschland sehr gut. Wenn wir so weiter machen können, bin ich optimistisch, dass der Termin gehalten wird“ schätzt Mathias Korda nach dem Besuch des Herstellerwerkes auf der iberischen Halbinsel ein.
Fahrzeuge für das Chemnitzer Modell – Wissenswertes:
Voraussetzung für die Verknüpfung des regionalen Eisenbahnnetzes mit dem Straßenbahnnetz in der Stadt Chemnitz (Chemnitzer Modell) sind sogenannte Zweisystemfahrzeuge mit Diesel- und Elektroantrieb. Sie werden künftig zwischen Chemnitz und Burgstädt, Mittweida sowie Hainichen fahren (Stufe 1 des Chemnitzer Modells).
Der Städtische Nahverkehr wurde in das Operationelle Programm der EFRE-Förderung aufgenommen. Die Finanzierung durch EFRE-Mittel durch Freistaat Sachsen und EU wurde zugesagt, insgesamt stehen mehr als 31 Mio. € an Mitteln aus dem Operationellen Programm der EFRE-Förderung zur Verfügung. (EFRE = Europäischer Fonds für regionale Entwicklung)
Die Anschaffung der Fahrzeuge erfolgt durch den Zweckverband Verkehrsverbund Mittelsachsen (ZVMS). Die Fahrzeuge werden dem Verkehrsunternehmen zur Verfügung gestellt werden, welches in einer noch stattfindenden Vergabe den Zuschlag für den Betrieb der Linien des Chemnitzer Modells erhält bzw. welches einen gültigen Verkehrsvertrag hat. Die gültigen Verkehrsverträge mit den bewährten Partnern bleiben natürlich unberührt.
Die Beschaffung von acht Zweisystemfahrzeugen mit einer Option auf zwei weitere Zweisystemfahrzeuge für die Stufe 1 des Chemnitzer Modells (Einfahrt Hbf.) wurde am 10. Februar 2012 von der Verbandsversammlung des ZVMS beschlossen. Der Zuschlag wurde am 14. August 2012 an das sich für diese Ausschreibung gebildete Konsortium der Firmen Vossloh Kiepe GmbH und Vossloh Espana S.A. (kurz: Vossloh) erteilt.
Seitdem arbeiten die Fachleute von Vossloh, VMS, Chemnitzer Verkehrs-Aktiengesellschaft und City-Bahn Chemnitz GmbH gemeinsam an der optimalen Anpassung des Fahrzeuges der „Citylink“ -Familie an die spezifischen Anforderungen des Chemnitzer Modells. Die neuen Bahnen müssen sowohl den Bedingungen der Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung (EBO) als auch denen der Verordnung über den Bau und Betrieb der Straßenbahnen (BOStrab) entsprechen. Zudem legt der VMS großen Wert auf Barrierefreiheit und die Umsetzung der Anforderungen von mobilitätseingeschränkten Fahrgästen.

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