Chemnitzer Modell: Pilotstrecke feiert 10. Geburtstag

Am 14. Dezember 2002 war es soweit: Die Pilotstrecke des Chemnitzer Modells konnte mit einem Fest eingeweiht werden. Heute fahren auf der Strecke zwischen Chemnitz Hauptbahnhof und Stollberg täglich etwa 4000 Fahrgäste. Die Verbindung im Halbstundentakt hat bewiesen, dass ein attraktives Angebot Region und Oberzentrum sinnvoll verbinden. In etwa 45 Minuten sind die Fahrgäste direkt im Zentrum von Chemnitz oder in Stollberg.
Der Oberbürgermeister der Stadt Stollberg, Marcel Schmidt, ist von der Verbindung überzeugt: „Für den Wirtschaftsstandort Stollberg ist die Vernetzung mit Chemnitz ein wichtiger Faktor.“

Die Entstehung der Pilotstrecke des Chemnitzer Modells
Um die Vorteile einer umsteigefreien Verbindung von Stadt und Region zu demonstrieren und so der Vision einer RegioNahverbindung  Dynamik zu verleihen, entschieden sich die Verantwortlichen des Chemnitzer Modells dafür, zunächst eine Pilotstrecke umzusetzen. Sie sollte die Machbarkeit und Praxistauglichkeit unter Beweis stellen.

Die Wahl fiel auf die Relation Chemnitz Hauptbahnhof – Chemnitz Zentralhaltestelle – Altchemnitz – Stollberg. Die Strecke ist 23 Kilometer lang und besteht den Abschnitten Straßenbahnstrecke von Chemnitz Hauptbahnhof nach Altchemnitz, Verknüpfungsstelle in Altchemnitz und der Eisenbahnstrecke von Altchemnitz nach Stollberg.

Die Gleise des ersten Teils beginnen am Hauptbahnhof, erschließen die Innenstadt mit ihren kulturellen Einrichtungen, der Technischen Universität, städtischen und regionalen Ämtern und Einkaufsmöglichkeiten. An der Zentralhaltestelle wird die Trasse über kurze und bequeme Umsteigewege mit allen Bus- und Straßenbahnlinien des Stadt- und Regionalverkehrs verknüpft. In Richtung Süden schließt sich die Strecke auf der Annaberger Straße bis nach Altchemnitz an.

Dort fahren die Variobahnen über die Verknüpfungsstelle vom zweigleisigen Straßenbahnnetz auf das eingleisige Eisenbahnnetz. Notwendig waren drei Weichen zur Herstellung der Gleisverbindung Straßenbahn – Eisenbahn. Dabei kommen zwei Welten zusammen: zum einen die Straßenbahn mit leichten Triebwagen, engen Gleisradien in Straßenzügen, Fahren auf Sicht und Halten an normalen Verkehrsampeln, zum anderen die Eisenbahn mit schweren Zügen, großen Gleisradien, der Unabhängigkeit vom übrigen Verkehr und Fahren nach Signalen.
Verbunden wird auch die neu errichtete Fahrleitung über dem Eisenbahnabschnitt mit der Fahrleitung der Straßenbahn. Die Neue hat eine Spannungsebene von 750 V DC, das Stromnetz der CVAG ist mit 600 V DC gespeist.

In Altchemnitz entstand außerdem ein komfortabler und funktionaler Verkehrsknoten mit Umsteigemöglichkeiten zu allen hier verkehrenden Linien mit Bahnsteigen für eine Tür-an-Tür-Lösung von Bus zu Bahn. „Für unsere Fahrgäste zeigt sich täglich, wie wichtig die Verknüpfung der verschiedenen Verkehrsmittel ist.“ Der Geschäftsführer der City-Bahn, Uwe Leonhardt ist überzeugt, dass diese Verbindungen und Abstimmungen – ob in Altchemnitz, am Bahnhof Stollberg oder dem Chemnitzer Hauptbahnhof und natürlich an jeder Station unterwegs – den Erfolg ausmachen. Etwa 1,5 Mio. Fahrgäste jährlich bestätigen seine Auffassung.

Der dritte Abschnitt der Pilotstrecke ist die Eisenbahntrasse Altchemnitz – Stollberg. Dieser Teil ist eingleisig, und Züge können sich nur an den Kreuzungsbahnhöfen in Neukirchen-Klaffenbach und in Pfaffenhain (Neubau) begegnen. Auf diesem Abschnitt wird moderne Sicherungstechnik (ESTW – Stellwerk) mit automatischer Gleisfreimeldung und punktförmiger Zugbeeinflussung verwendet.

Die höhere Streckengeschwindigkeit und die dichte Zugfolge gegenüber früher erforderten die Modernisierung, Erweiterung und Neuanlage technisch gesicherter Bahnübergänge. Fahrdienstleiter überwachen und steuern die gesamte Strecke mit allen technischen Einrichtungen vom elektronischen Stellwerk in Stollberg aus.

Vier neue Stationen kamen hinzu: im Stadtgebiet Chemnitz die Haltepunkte Riemenschneiderstraße und Klaffenbach, in Stollberg der Haltepunkt Schlachthofstraße sowie nachträglich im Jahr 2006 der Haltepunkt Chemnitz Friedrichstraße. Alle Stationen entstanden nach modernen Gesichtspunkten. Dazu zählen eine Bahnsteighöhe von 20 cm zum niveaugleichen Ein- und Ausstieg, Fahrgastunterstände mit Informationsanlagen, dynamische Fahrgastinformation, Parkmöglichkeiten für Fahrräder und PKW und verbesserte Umsteigebeziehungen zu den regionalen Buslinien.

Im Bahnhof Stollberg beginnt und endet auch die Kursbuchstrecke 523 Stollberg – Lichtenstein – St. Egidien (-Glauchau). Deshalb verfügt der Bahnhof über mehrere Bahnsteige. Den Übergang auf die Buslinien gewährleistet der Busbahnhof in unmittelbarer Nachbarschaft des Endpunktes der Pilotstrecke.

„Die Vision der Verbindung von Region und dem Oberzentrum Chemnitz haben in der Entstehungsphase der Idee vor bald 20 Jahren noch nicht alle geteilt. Inzwischen haben wir bewiesen, dass die Einbindung erfolgreich ist.“ betont Dr. Harald Neuhaus. Der Geschäftsführer der VMS GmbH ist überzeugt, dass auch die anstehenden Stufen des Chemnitzer Modells zeigen werden, dass diese RegioNAHverbindung ein innovatives und attraktives Angebot ist, welches die Menschen im Großraum Chemnitz ebenso für sich annehmen werden, wie die Verbindung zwischen Stollberg und Chemnitz.

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