Zum Bauinfotag am Mittwoch, 12. September 2012, 15 bis 18 Uhr, können die Besucher einen ersten Eindruck von der künftigen Fassade des Bahnsteiggebäudes des Chemnitzer Hauptbahnhofes bekommen.
Das neue „Gesicht“ des Gebäudes bestimmen die Gewinner des Ideenwettbewerbs, das Berliner Architekturbüro GRUENTUCH ERNST ARCHITEKTEN. An der Außenseite der ertüchtigten und erweiterten Stahlkonstruktion des Bahnsteiggebäudes werden ab Frühjahr 2013 Fassadenelemente aus mattierten ETFE-Membrankissen montiert.
Ein Muster der verschiedenen Fassadenkonstruktionen ist schon jetzt im Baustellenbereich zu sehen. Es wurde durch die mit der Bauausführung beauftragte Arbeitsgemeinschaft Querbahnsteiggebäude, die aus fünf spezialisierten Baufirmen für Fassaden-, Stahl- und Rohbau besteht, in enger Zusammenarbeit errichtet.
Ein Jahr nach dem Beginn des Abtragens der alten Fassade des Bahnsteiggebäudes ist in dieser Woche die Zukunft zu sehen. Zum Bauinfotag werden Mitarbeiter des VMS die interessierten Besucher über die neue Fassade informieren. Das Muster, in Fachkreisen „Moke-up“ genannt, wird noch bis in den Spätherst 2012 in Chemnitz stehen. Die Lichtinstallation im Modell kann man in der Dunkelheit vom 12. September bis 20. September 2012 sehen.
Ausblick auf den neuen Anblick – „Chemnitzer Modell“ wird Lichtkunst Plattform geben
An der äußeren Längs- und Querseite der Stahlkonstruktion werden etwa 100 mattierte pneumatische Kissenelemente mit einer Fläche von ca. 3.800 qm in unterschiedlichen Größen mit einer Höhe von bis zu 3,50 m und einer Länge von bis zu 27 m befestigt. Mit der abwechselnd versetzten Anordnung der Kissen wird ein Gestaltthema zitiert und weiterentwickelt, dass auch in Bereichen des Bestandsgebäudes aus den 1970er Jahren Anwendung fand.
Im Bereich der Gebäudeecke Georg- und Mauerstraße ist eine Illuminierung der Kis-senfassade durch eine hinterlegte LED-Lichtpunktmatrix vorgesehen. Dem neu gestal-teten öffentlichen Platz im Bereich des umgebauten Querbahnsteiggebäudes soll dadurch bei Dunkelheit eine besondere Qualität verliehen werden, die seine zentrale Position als Verknüpfungspunkt des öffentlichen Nahverkehrs im Rahmen des „Chemnitzer Modells“ verdeutlicht. Die Programmierung und Steuerung der Lichtinstallation wird in der weiteren Zusammenarbeit von Künstlern, Lichtplanern und Architekten entstehen. Der maximale Stromverbrauch bei voller Leistung der ca. 3850 Lichtpunkte würde bei ca. 9 kW liegen. Allerdings dürfte der endgültige Wert bei regulärer Bespielung we-sentlich geringer ausfallen und ist von abgespielten Inhalten abhängig.
Die Bauweise der permanent unter leichtem Überdruck stehenden Fassadenkissen wurde entsprechend der verschiedenen Anforderungen sorgfältig gewählt. Die mattierte rückseitig zum Teil bedruckte Oberfläche der Kisseninnenseiten sorgt tagsüber für eine silbrig-weiße Erscheinung mit leichter Tiefenwirkung, die infolge der Transluzenz der Membran entsteht. Die rückwärtige tragende Stahlkonstruktion wird dabei weitest-gehend verdeckt. Bei nächtlicher Hinterleuchtung führt die matte Oberfläche zu einer Lichtstreuung und damit zu sanften Übergängen der projizierten Lichtpunkte. Die äußere Oberfläche der Kissenmembrane ist glatt und durch Niederschlag weitestgehend selbstreinigend, das Material stammt von einem japanischen Hersteller.
Für die Einstellung und Aufrechterhaltung des Kissendrucks wird ein Luftversorgungsgerät mit einem erwarteten Verbrauch von ca. 3000 kWh/Jahr installiert, dies entspricht etwa Energiekosten von ca. 0,25 €/qm Fassadenfläche im Jahr.
Die etwa 2600 qm große Innenseite der Hallenfassade wird entlang der Quer- und Längsseite durch mit einem technischem Textil bespannte Metallrahmen gebildet, die ähnlich wie in der Außenfassade versetzt angeordnet werden. Es sind verschiedene Größen bis ca. 2,20m x 10,20m vorgesehen. Das für die Bespannung verwendete nicht brennbare Glasfasergewebe erhält durch eine silberne Teflon-Beschichtung eine besondere Langlebigkeit.
Die Unterseite der Fassade wird in Großschindeltechnik realisiert. Die dafür verwende-ten rautenförmigen schwarz-polierten Edelstahlbleche haben Randlängen von 50-60 cm und bilden als Kontrast zu den großformatigen Fassadenelementen eine kleinteilige Textur, die vielfältige Reflexionen der darunter liegenden lebendigen Verkehrsfläche erlauben soll. Entlang des Längsbahnsteiges ist die Fassadenunterseite etwas schräg gestellt: die hier neu angelegte Aufenthaltsfläche mit Sitzpodesten und Bäumen, die den Reisenden z.B. als offener Wartebereich dienen kann, wird dadurch in die Tiefe der Bahnsteighalle reflektiert und soll so die Aufmerksamkeit und Neugier der Reisenden erwecken und zu einem Besuch einladen.